Die kleine Baumgeschichte

Der arme Bauer und die Birke

Es war einmal ein armer Bauer. Der hatte kein Land mehr. Seine Frau war im vorletzten Winter gestorben und sein Herr wollte ihn nicht mehr. So ging er einsam durch den Wald, auf der Suche nach neuer Arbeit.

Der Wald war dunkel und still. Es wurde Abend und der Bauer machte sich auf die Suche nach einem Lagerplatz für die Nacht. Lange fand er keinen geeigneten Ort. Hier war es zu nass, dort pfiff der Wind und an anderer Stelle waren Brombeerbüsche. Fasst am Verzweifeln bemerkte er, dass zwischen den Bäumen etwas Helles schimmerte. Er ging darauf zu und stand plötzlich vor einer Birke. Die Birke stand am Rand einer Lichtung. Hier war es trocken und windstill. Ein guter Platz dachte der Mann, doch unter der Birke konnte der Bauer nur wenig trockene Äste für ein Feuer finden. Er überlegte, ob er die Birke fällen sollte, um Holz zu bekommen. Die Birke aber war so schön, dass er sich dagegen entschied. Nur mit einem kleinen Feuer schlief der Bauer zitternd ein.

Am nächsten Morgen fror er erbärmlich. Da sprach die Birke auf einmal zu ihm: „ Danke, dass du mich nicht gefällt hast. Dir muss ja sehr kalt gewesen sein. Nimm meine Zweige und mach dir ein großes, warmes Feuer.“ Die Birke schüttelten sich und viele Zweige vielen zur Erde. Der Bauer machte ein großes Feuer, wärmte sich und fing ein langes Gespräch mit der Birke an. Die Birke wurde sehr traurig, als sie die Geschichte des Bauern hörte und sagte zu ihm: „ Ziehe weiter. Suche in der nächsten Nacht wieder eine Birke auf und du wirst sehen, es wird dein Schaden nicht sein.“

Der Bauer verabschiedete sich von der Birke und zog weiter durch den Wald. Den ganzen Tag wanderte er weiter und als es Abend wurde,  suchte er ein Nachtlager. Wie der Baum ihm aufgetragen hatte, suchte er wieder nach einer Birke und war froh, als er bald eine fand. „Hallo, lieber Bauer“, sagte diese, „der Specht hat mir eine Nachricht von der Lichtungs-Birke überbracht. Ich möchte dir helfen und habe Zweige auf den Boden geschüttelt. Wenn du hinter mich schaust, wirst du eine Köhlerhütte finden. Dort kannst du ein Feuer machen und auch Kleider wirst du dort finden.“

Der Bauer fand die Hütte und bemerkte, dass sie schon vor einiger Zeit verlassen worden sein musste. Er fand Kleidung und entzündete ein Feuer. Am nächsten Morgen bedankte er sich bei der Birke und zog weiter.

Wieder wurde es dunkel und wieder hatte die weiße Rinde der Birke ihm den Weg gewiesen.  „Lieber Bauer. Hinter mir ist eine Ruine von einem Haus. Im Krieg vor dreißig Sommern zogen hier viele Soldaten durch. Die Bewohner sind geflohen, haben aber vorher etwas im Boden neben mir vergraben. Die Soldaten aber haben nur im Haus nach Wertvollem gesucht und nichts gefunden, vor Wut haben sie dann das Haus verbrannt. Die alten Bewohner sind nie zurückgekehrt und so denke ich, kannst auch du das nehmen, was neben mir vergraben liegt.“

Der Bauer wurde neugierig und fing an, neben der Birke zu buddeln. Nach einer Weile stieß er auf eine Truhe. Er öffnete sie,  lief sofort zur Birke, küsste und umarmte sie. Die Truhe war voller Gold, Schmuck und teurem Stoff. „Danke, tausend Dank liebe Birke!“ freute sich der Bauer.

So verließ der einst  arme Bauer als reicher Mann den Wald. Er fand eine schöne und auch kluge Frau. Sie verliebten sich, heirateten und als ihr erstes Kind zur Welt kam, pflanzten sie zum Dank eine junge Birke neben ihrem Haus. So lebte die kleine Familie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.